taubengrau

Dschörnelling

Meine Bücher begleiten mich nun seit etwa acht Jahren. Dass es schon so lange ist, kommt mir surreal vor, denn es gab nur kurze Zeiträume, in denen ich sie vernachlässigt habe. In den Anfängen waren meine Bücher, wie ich sie nenne, knatschbunt, grell und kitschig. Ich kaufte jedes noch so knallige Tape und jeden noch so aufdringlichen Sticker. Damals wusste ich noch nicht, wo die Reise hingeht, was "mein Stil" ist. Ich hatte einfach viel Freude an meinen analogen Kalendern. Irgendwann stolperte ich über das Thema Bullet Journal. Nicht das ursprüngliche, praktische Bullet Journal, sondern mehr das künstlerische Journal. Ich konsumierte viele YouTube-Videos, in denen Menschen ihre Journals präsentierten. Ich wollte, dass meine Journals genauso aussehen. Wie so oft habe ich mich an anderen orientiert, wollte so sein wie sie. Das passiert mir nicht nur in meinen Büchern, sondern überall. Der ewige Wunsch, dazuzugehören.

Mein erstes Bullet Journal umfasste all die typischen Seiten: Indexseite, "Key", Jahresübersicht, "Future Log", Monatsübersicht, Wochenübersicht, Tracker, ToDo-Liste, Liste mit Zielen, Wunschliste, weitere Listen und noch mehr Listen. Ich hatte mir ein starres Wochen-Layout entworfen, was in mein damaliges Buch gepasst hat. Starr trifft es sehr gut, denn mir fehlte - wie so oft - etwas Lockerheit in dem System.

Die meisten Listen blieben unbenutzt. Ziele hatte ich erst recht keine nennenswerten und auch die Tracker fühlten sich nutzlos an. Ich merkte, dass ich in meinem Leben nicht viel organisieren muss. Oder bin ich auch ohne ToDo-Liste organisiert? Ich brauche mir nicht notieren, dass ich den Müll leeren und mir die Zähneputzen muss. Das klappt auch ohne Liste. Obwohl das Abhaken eines ToDos, zugegebenermaßen, etwas befriedigendes hat.

Und so trennte ich mich nach zwei Monaten von meinem ersten Bullet Journal. Das Aufsetzen und "Einrichten" hat Spaß gemacht. Schöner wäre es gewesen, ich hätte es mit viel Inhalt und Leben füllen können. Aber der Zwang nach Perfektion in meinem Bullet Journal verdarb mir den Spaß.

Ich wurde auf Traveler's Notebooks (kurz TN) aufmerksam: Ein Lederumschlag, der mehrere Hefte umfasst. Die Hefte werden durch Gummis fixiert und so im Umschlag gehalten. Es gibt ein original Traveler's Notebook. Ursprünglich von der Marke Midori, nun von der Traveler's Company hergestellt und vertrieben. Ich habe allerdings immer meine eigenen, selbstgenähten bevorzugt. Lediglich ein original TN in olivgrün wohnt bei mir im Schrank als Teil meiner Sammlung.

Ich habe jedoch ein Dilemma: Ich kann jede beliebige Größe herstellen und bin nicht festgelegt. Und TN Größen gibt es viele: Nano, Passport, Pocket, A6, Personal, B6 (slim), Standard, A5 (slim). Bleibt man im original TN-Kosmos, gibt es lediglich Passport und Standard (oder auch Regular genannt), was die Sache deutlich vereinfacht.

Über die Jahre hinweg habe ich fast alle Formate benutzt. Heute beschränken sich meine Favoriten immerhin auf drei: Passport, A6 und Standard. Immer noch zwei zu viel, finde ich. Mein Wunsch ist groß, in einem Format mein Zuhause zu finden, denn meine Bücher bedeuten mir viel. Ich habe von dem klassischen Bullet Journal Abstand genommen, aber es hat ein paar Jahre gedauert, bis ich "meinen Stil" gefunden habe. Die knatschbunte Dekoration musste weichen. Ich schreibe längere Texte und klebe und gestalte weniger, was mir gut tut. Dennoch liebe ich es, kleine Details in Form von Skizzen, Stickern oder Stempeln hinzuzufügen.

Leider schwanke ich immer noch zwischen den Formaten, die alle ihre Vor- und Nachteile haben. Teilweise benutze ich mehrere gleichzeitig und hole Einträge nach. Dabei komme ich mir selbst ziemlich bescheuert vor.

Ich könnte Ewigkeiten über verschiedene Notizbücher, Papiere, Formate sinnieren, obwohl es doch so unwichtig erscheint. Mir fehlt immer noch eine gute Bezeichnung für mein Buch. Es ist kein klassisches Tagebuch. Es ist ein Journal. Gibt es da überhaupt einen Unterschied?

#foto #gedanken #journal